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©Anna Beiser
NachhaltigkeitÖkostromRheinhessische

Stromeinkauf: günstige Preise durch frühzeitiges Handeln.

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Marco Beiser arbeitet als Abteilungsleiter Energiebeschaffung bei der Rheinhessischen. Mit Geschick und Weitsicht entwickelt er Einkaufsstrategien für Strom und Gas – und sichert so günstige Konditionen für die Kunden. Voraussetzung dafür: möglichst exakte Prognosen über den zu erwartenden Energiebedarf. Dass solche Prognosen eine nicht ganz einfache Aufgabe sind, merkte der Familienvater ausgerechnet bei seinem Hobby – dem Gärtnern.

„Nachhaltigkeit ist uns bei der Rheinhessischen wichtig. Seit zehn Jahren beliefern wir unsere Kunden nun schon mit hundert Prozent Ökostrom. Damals haben wir kurz entschlossen unser gesamtes Stromportfolio umgestellt. Als kleineres Stadtwerk können wir oft schneller reagieren als große Wettbewerber“, erklärt Marco Beiser. Für Haushaltskunden erzielt der 39-Jährige vor allem durch eine gut durchdachte und weitsichtige Beschaffungsstrategie günstige Preise. Je genauer die Verbrauchsdaten der Kunden, also wie viel und wann sie genau Energie benötigen, desto präziser fallen Beisers Prognosen aus. Ökostrom bezieht die Rheinhessische über einen zwischengeschalteten Händler direkt vom Produzenten. „Bis 2025 haben wir bereits Ökostrom auf einem günstigen Niveau gesichert“, freut sich Marco Beiser, der nicht nur eine Banklehre, sondern auch ein Studium der Betriebswirtschaft erfolgreich abgeschlossen hat.

„Als kleineres Stadtwerk können wir oft schneller reagieren als große Wettbewerber.“
Marco Beiser, Abteilungsleiter Energiebeschaffung

Die richtige Prognose: gar nicht so leicht!

Dass man mit Prognosen manchmal auch danebenliegen kann, hat der gebürtige Ingelheimer ausgerechnet bei seinem Hobby, dem Gärtnern, erfahren. Mit seinen zwei Töchtern und seiner Ehefrau verbringt er viel Zeit im eigenen Garten. In den Sommermonaten landen Rote Beete, Zucchini oder auch Tomaten nur noch selten im Einkaufswagen. „Hier sind wir Selbstversorger. Letztes Jahr haben wir sogar Wassermelonen geerntet“, freut sich Marco Beiser. Nur eines sei in der letzten Erntesaison danebengegangen. Der 39-Jährige hatte sich verkalkuliert und zu viele Samen in die Erde seines Gartens gegeben. Die Folge: Der Zucchiniertrag lag weit über seiner im Frühjahr geschätzten Prognose. „So viele Zucchini konnten wir gar nicht essen. Damit sie nicht verderben, haben wir einige verschenkt und unsere Nachbarn sozusagen mitversorgt. Zum Glück ist das Gärtnern nur mein Hobby. Im Job passiert mir so was nicht“, lacht Marco Beiser und erklärt: „Nur wenn ich möglichst exakte Prognosen zum Energiebedarf der Kunden erstelle, kann ich Strom und Gas in der richtigen Menge beschaffen.“ Bis zu fünf Jahre im Voraus kauft er an der Börse – über einen Zwischenhändler oder direkt in bilateralen Gesprächen – Energie ein und kann so gute Preise erzielen.

„Nur wenn ich möglichst exakte Prognosen zum Energiebedarf der Kunden erstelle, kann ich Strom und Gas in der richtigen Menge beschaffen.“
Marco Beiser, Abteilungsleiter Energiebeschaffung

Energiehandel an der Börse.

Die European Energy Exchange – kurz EEX – mit Sitz in Leipzig ist die führende Börsenplattform für den europäischen Energiemarkt. Hier werden die Preise für Strom und Erdgas gehandelt. Die Rheinhessische agiert über die Handelsoberfläche eines Schwesterunternehmens am Energiemarkt und kauft dort in Echtzeit Börsenprodukte. Dabei ist oft schnelles Handeln gefragt. Denn die Preise sind nur zwischen drei und 15 Minuten gültig. „Wenn wir für einen Großkunden Energie einkaufen, muss dieser sich innerhalb von zirka zehn Minuten entscheiden, ob er das Angebot annimmt. Braucht er länger, haben sich die Preise schon wieder verändert. Das hat dann auch Auswirkungen auf unser Angebot“, erklärt Marco Beiser.

„Die Erarbeitung entsprechender Beschaffungsstrategien, um auf solche kurzfristigen Ereignisse zu reagieren und gleichzeitig langfristig attraktive Preise zu sichern – das ist schon eine Herausforderung.“
Marco Beiser, Abteilungsleiter Energiebeschaffung

Blick in die Welt.

Besonders spannend findet Marco Beiser, dass er für seinen Job die weltweite Nachrichtenlage im Blick haben muss. Denn politische und volkswirtschaftliche Ereignisse beeinflussen die Beschaffungsmärkte. Bei Wartungsarbeiten in norwegischen Erdgasfeldern steht beispielsweise weniger Gas zur Verfügung. Wird in Venezuela ein neues Ölfeld erschlossen, kann mehr Öl gehandelt werden. Das alles hat Auswirkungen auf die Beschaffungspreise und somit auch auf die Energiepreise für die Kunden aus Ingelheim und Umgebung. „Die Erarbeitung entsprechender Beschaffungsstrategien, um auf solche kurzfristigen Ereignisse zu reagieren und gleichzeitig langfristig attraktive Preise zu sichern – das ist schon eine Herausforderung“, erklärt Beiser. „Sich dieser Herausforderung täglich zu stellen, macht die Aufgabe so spannend.“ Dass ihn der Blick in die Welt auch privat fasziniert, zeigt sich bei seinem zweiten Hobby: dem Fotografieren. Landschaftsaufnahmen in Irland, Unterwasser-Fotografien von Meeresschildkröten in Mexiko, Kathedralen in Rom – der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand begeistert Marco Beiser.

Auf die Zucchini-Ernte in diesem Jahr ist der Familienvater schon gespannt. Lag er mit seiner Aussaat richtig? Genau wird er das erst zum Ende der Erntesaison wissen. „Prognosen sind äußerst schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“ – das sagte schon Mark Twain, oder war es Winston Churchill? Von wem das bekannte, humorige Zitat stammt – auch das ist bis heute nicht ganz klar.

Bildnachweis: Marco Beiser

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