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Energieberater vor Ort. „Es gibt sie nicht, die Lösung von der Stange.“

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Die eigenen vier Wände energetisch auf Vordermann zu bringen, schont Geldbeutel und Klima gleichermaßen. Doch zunächst schlägt die Gebäudesanierung oftmals mit hohen Investitionssummen zu Buche. Um den Schritt hin zu einem effizienten Heim erfolgreich zu gehen, sind Eigentümer:innen daher gut beraten, sich an zertifizierte Energieberater wie Stefan Brehm von der Rheinhessischen zu wenden. Im Interview erklärt er, was es bei der Gebäudesanierung alles zu beachten gibt und warum es gerade jetzt sinnvoll ist, das Thema anzugehen.

Einblicke: Herr Brehm, gestiegene Energiekosten, Materialengpässe, schwer zu findende Fachleute sowie hohe Investitionen lassen Eigentümer:innen in puncto Sanierung oft zögern. Was raten Sie?

Stefan Brehm: Gerade, weil viele Haushalte mit hohen Energiekosten zu kämpfen haben, ist es empfehlenswert, sich darüber Gedanken zu machen und Sparpotenziale zu erschließen. Immerhin verbrauchen vollsanierte Gebäude im Schnitt rund 52 Prozent weniger Energie als vorher. Das entlastet die Haushaltskasse spürbar – vor allem langfristig. Gleichzeitig nimmt der Gesetzgeber bei einem Eigentümerwechsel die neuen Besitzerinnen und Besitzer in die Pflicht. Sie müssen innerhalb von zwei Jahren bestimmte Sanierungsmaßnahmen umsetzen. Durch die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes steht die Heizungsmodernisierung bei vielen Wohnhäusern in den kommenden Jahren auf der Agenda. Wichtig ist, bei größeren Sanierungsvorhaben planvoll zu handeln. Denn gerade bei umfassenden Maßnahmen – etwa an der Gebäudehülle – spielt die Reihenfolge eine entscheidende Rolle, damit später alles bestmöglich ineinandergreift.

Wann ist eine Energieberatung vor Ort grundsätzlich sinnvoll?

Vereinfacht gesagt, wenn sich Haushalte über einen zu hohen Verbrauch von Strom, Wasser oder Gas wundern oder Einsparpotenziale zum Beispiel bei der Wärmedämmung, den Fenstern oder in ihrem Heizkeller vermuten. Generell gilt dabei, zwischen kleineren Initialberatungen, die wir unseren Kundinnen und Kunden übrigens umsonst anbieten, und umfangreichen, kostenpflichtigen Energiegutachten von Energieeffizienzfachleuten zu unterscheiden. Letztere empfehle ich bei einem Neubauprojekt oder eben einer umfassenden energetischen Gebäudesanierung – vor allem, wenn man dafür staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen möchte.

Wer kommt zu Ihnen in die Beratung?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Mieterinnen und Mieter, die mit ihrer Stromrechnung zu uns kommen und sich konkrete Spartipps wünschen. Wir verleihen zum Beispiel LED-Lampenkoffer und Strommessgeräte, mit denen man Stromfressern im Haushalt auf die Schliche kommt. Und es gibt Eigentümerinnen und Eigentümer, die wissen möchten, wie sich erneuerbare Energien mit einer neuen Heizung kombinieren lassen, oder die sich fragen, was neue Fenster bringen. Für die kleinen Einsparungen reicht oft ein Besuch bei uns vor Ort. Wir haben beispielsweise eine Mittwochs-Sprechstunde, zu der sich Kundinnen und Kunden anmelden können. Bei größeren Anliegen braucht es dann eine Energieberatung vor Ort. In diesem Fall komme ich für eine kostenlose Initialberatung zu den Kundinnen und Kunden nach Hause und mache eine Ortsbegehung. Anschließend besprechen wir dann gemeinsam weitere Schritte.

Was macht ein Energieberater vor Ort?

Ich lege großen Wert auf Transparenz und eine ganzheitliche, objektive Beratung. Deshalb gehe ich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern durch alle Wohnräume. Gemeinsam schauen wir zum Beispiel, wo ungewöhnlich viel Strom verbraucht wird oder unnötig Wärme verloren geht. Ein Blick auf Mauerstärken, Dach, Fenster und in den Heizkeller verrät da manchmal schon viel. Nach rund 90 Minuten erhalten die Kundinnen und Kunden einen ersten Überblick, wo ihre Energiesparpotenziale liegen und sie erfahren, ob und in welcher Zeit sich Investitionen in neue Elektrogeräte, eine moderne Heizung oder gezielte Dämmmaßnahmen rechnen. Ich zeige ihnen auch, wie sie mit kleinen Verhaltensänderungen ihren Energieverbrauch senken können.

Noch Fragen? Dann buchen Sie doch gleich eine Energieberatung bei der Rheinhessischen.

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Was sollte ich beim Hausbesuch des Energieberaters parat haben?

Beim Bestandsgebäude: Grundrisse, Unterlagen des Bauamts, Gebäudebeschreibung und Protokolle des Schornsteinfegers. Beim Neubau: Architektenpläne, Grundrisse und Baubeschreibung. Diese Unterlagen werden auch für Förderanträge benötigt.

Gibt es eigentlich eine Pflicht zur Energieberatung bei einer geplanten Gebäudesanierung? Das liest man jetzt häufiger.

Gesetzlich? Nein! Außer, man möchte Fördermittel in Anspruch nehmen. Doch einfach mal so drauflos sanieren, das geht meist nach hinten los. Für langfristig hohen Wohnkomfort sowie niedrige Energiekosten – und um Fehlinvestitionen zu vermeiden – ist der erste Schritt immer ein Vor-Ort-Termin. Die Energieberaterin oder der Energieberater macht dann eine Bestandsaufnahme vom Ist-Zustand der Immobilie und zeigt passend zu Vorstellungen und Budget wirtschaftlich sinnvolle Sanierungsschritte auf. Denn eine Lösung von der Stange gibt es nicht. Jedes Haus ist anders. Mal bieten die Fassade und die Fenster die größeren Einspareffekte, mal ist es die Heizungstechnik, die unnötige Kosten verursacht. Leider holen sich noch zu wenige Hauseigentümerinnen, Hauseigentümer oder Bauherren fachlichen Rat, vermutlich aus Kostengründen.

Was kostet eine Energieberatung für ein Einfamilienhaus bei der Rheinhessischen?

Wenn Sie planen, ein unsaniertes Wohngebäude aus den 1960er-Jahren in ein Effizienzhaus zu verwandeln, etwa 3.000 Euro. Darin sind dann aber Fachplanung und Baubegleitung für die umfangreiche Sanierung bereits enthalten. Was Bauherren häufig nicht wissen: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert die qualifizierte Baubegleitung mit 80 Prozent der Kosten. Für Einzelmaßnahmen, wie die Dach-, die Außendämmung oder den Fenstertausch, benötigen Sie keine Fachplanung und Baubegleitung. Da reicht eine Energieberaterin oder ein Energieberater – vom BAFA autorisiert – um die Förderanträge zu stellen.

Fördertipp:

Die BAFA fördert qualifizierte Energieberatungen für Wohngebäude mit 80 Prozent der Kosten. Das Ziel: ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP), sozusagen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Modernisierung des Gebäudes, um den Energieverbrauch signifikant zu senken. Dafür stehen Mittel der Bundesförderung für Energieberatung für Wohngebäude (EBW) bereit. Besitzer:innen von Ein- und Zweifamilienhäusern erhalten für die Beratung maximal 1.300 Euro, von Wohnhäusern mit mehr als drei Wohneinheiten höchstens 1.700 Euro. Auch einzelne Sanierungsschritte unterstützt das BAFA mit Zuschüssen über das Programm Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM). In der Übersicht sind alle förderfähigen Maßnahmen gelistet.

Hilft die Rheinhessische Interessierten dabei, einen Zuschuss für die Energieberatung zu beantragen?

Absolut! Als zertifizierter BAFA-Energieberater bin ich darauf spezialisiert, dabei zu unterstützen, sich im Förderdschungel zurechtzufinden. Ich beantrage regelmäßig Fördermittel für einzelne Sanierungsmaßnahmen oder auch für komplexere Vorhaben. Die Kosten sind überschaubar. Beispielsweise bei einem Fenstertausch berechnet die Rheinhessische für die Fördermittelberatung inklusive Antragsstellung 450 Euro. Ebenso bei einer Heizungsmodernisierung – hier sind die Beantragungskosten durch Energieeffizienzfachleute aber nicht förderfähig.

Können Sie eine Einschätzung geben, welche Kosten bei einer Kernsanierung entstehen?

Pauschal kann ich das nicht beantworten. Jedes Gebäude ist von der Bausubstanz her unterschiedlich, sodass sich die notwendigen Sanierungsmaßnahmen von Haus zu Haus unterscheiden. Auch die Material- und Handwerkerkosten sind regionale und von Fall zu Fall unterschiedlich. Grundsätzlich orientiert sich die Höhe der Kosten an folgenden Faktoren: Baujahr des Gebäudes, Umfang der Sanierungsmaßnahmen, Preise fürs Handwerk, Lieferzeit sowie Qualität und Verfügbarkeit des Materials. Auch Beratung, Gutachten, Planung und Finanzierung schlagen zu Buche.

In manchen Fällen ist es für Eigentümer:innen nicht möglich, alle Sanierungsmaßnahmen auf einmal zu finanzieren. Macht es dann Sinn, sich nach und nach vorzuarbeiten?

Es ist nicht immer notwendig, gleich alles auf einmal zu sanieren. Je nach Situation bietet es sich vielleicht an, sich nur auf eine Bauteilgruppe zu konzentrieren, wie zum Beispiel die Fenster. Das ist natürlich günstiger. Hier kalkuliert man mit rund mit 450 Euro pro Quadratmeter (m2) Fensterfläche. Die Dämmung von Kellerdecke und oberster Geschossdecke zum unbeheizten Dachstuhl liegt etwa bei 100 bis 150 Euro/m2. Und auch kleinere Sanierungsmaßnahmen zeigen durchaus ihre Wirkung: Allein die Dämmung von Kellerdecke und oberster Decke kann 15 bis 20 Prozent Energieersparnis bringen, neue Fenster nochmal 20 bis 25 Prozent. Übrigens: Solche Einzelmaßnahmen bezuschusst der Staat mit bis zu 20 Prozent. Aber Wirtschaftlichkeit ist nicht alles, denn die Immobilie steigt durch eine energetische Sanierung dauerhaft im Wert. Hinzu kommen der gewonnene Wohnkomfort und natürlich der Klimanutzen.

Mit dem Sanierungsrechner der BAFA können Hausbesitzer:innen simulieren, wie sich verschiedene Sanierungsvorhaben, wie zum Beispiel eine Fassadendämmung oder auch eine neue Heizung, auf die Energieeinsparung auswirken, sowie einen ersten Eindruck über Kosten und staatliche Fördermittel erhalten. Wichtig: Natürlich ersetzt der Rechner keine Energieberatung vor Ort, sondern gibt nur eine erste Orientierung.

Bekomme ich bei der Rheinhessischen auch einen Energieausweis?

Seit 2014 müssen diese den Miet- oder Kaufinteressenten bei Verkauf oder bei der Neuvermietung von Immobilien vorgelegt werden. Der Energieausweis ist im Prinzip ein Steckbrief für Wohngebäude: Er informiert über die Dämmung der Bauteile, den Zustand der Heiztechnik sowie den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasserbereitung. Und gibt auch erste Empfehlungen zu wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen für die energetische Sanierung. Da die Energieausweise aber nur zehn Jahre gültig sind, müssen sie unter Umständen erneuert werden. Die Rheinhessische stellt sowohl einfache Verbrauchsausweise für Bestandsbauten als auch Bedarfsausweise für Neubauten und sanierte Objekte aus. Für unsere Kundinnen und Kunden übrigens zu Sonderkonditionen. Wichtig zu wissen: Der Energieausweis ist nicht mit einer Energieberatung gleichzusetzen. Aber auf Wunsch bieten wir im Anschluss eine weiterführende Energie- und Fördermittelberatung an.

Zur Person.

Bei der Rheinhessischen ist Stefan Brehm seit zehn Jahren die „erste Anlaufstelle“, wenn es um Energieeffizienz und das CO2-Sparen in Haus und Garten geht. Die Beurteilung des Strom- und Heizenergieverbrauchs und die Beratung, wie man hohe Energiekosten in den Griff bekommt, sind sein Metier. Der 55-jährige Gebäudesystemtechniker ist seit mehr als 17 Jahren beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als unabhängiger Energieberater für Wohngebäude registriert und ein bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) gelisteter Energieeffizienzexperte. Damit ist er unter anderem berechtigt, Förderanträge für energetische Sanierungsmaßnahmen zu stellen. In seiner Freizeit stehen bei Stefan Brehm Fitness und Outdoor-Aktivitäten aller Art hoch im Kurs – am liebsten stiftet er dazu seine vier Kinder an.

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