Warum alles kaufen, wenn auch das Ausleihen eine Option ist? Die Bibliothek der Dinge in Ingelheim bietet eine nachhaltige Alternative zum üblichen Konsum: Von der Nähmaschine bis zur Playstation – hier gibt es Dinge, die viele nur selten benötigen oder einfach mal ausprobieren möchten.
Leihen ist das neue Kaufen.
Ob Secondhand-Mode, Repair-Shops oder Lebensmittel-Retter – Nachhaltigkeit liegt im Trend. Warum also nicht Gebrauchsgegenstände verleihen? „Wir arbeiten in einer Bibliothek, da ergibt es doch durchaus Sinn, neben Büchern auch anderes zu verleihen“, erklärt Jacqueline Wolff ihre Idee. „Ich habe unserer Mediatheksleiterin Isabell Heinze so lange in den Ohren gelegen, bis sie zugestimmt hat“, schmunzelt die junge Bibliotheksmitarbeiterin. Noch während der Corona-Zeit, im Jahr 2021, begann sie damit, sich ins Thema „Leihen statt kaufen“ einzulesen. „Ich habe mich erstmal über Rahmenbedingungen und Kosten informiert“, erinnert sie sich. Kaum kam das Okay der Chefin, erarbeitete sie ein Konzept und überlegte, welche Gegenstände für die Mediathek sinnvoll sind.
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Von der Lochzange bis zur Playstation.
Zu den Dingen, die sie als Erstes anschafft, gehören eine Nähmaschine, eine Lochzange – und eine Playstation. „Wir bieten Sachen an, die man nur selten braucht“, erzählt Isabell Heinze. „Ein gutes Beispiel ist der Akkubohrer. Einmal benutzt, liegt er danach bei den meisten üblicherweise im Regal“, ergänzt sie. Auch kostspielige Geräte hält die Bibliothek der Dinge bereit. So ist es möglich, diese erst einmal auszuprobieren und danach zu entscheiden, ob die Anschaffung unbedingt sein muss. Gute Beispiele dafür sind ein Laminiergerät, ein Beamer oder ein E-Book-Reader.
„Wir bieten Sachen an, die viele Menschen nur selten brauchen.“
Mediatheksleiterin Isabell Heinze
Anschauen, vorbestellen, abholen.
Wer jetzt wissen möchte, was die Bibliothek der Dinge so alles bietet, stöbert einfach auf der Internetseite der Mediathek Ingelheim. Vom Flachbettscanner bis zum Webrahmen – hier sind alle Gegenstände aufgelistet. Mit wenigen Klicks lassen sie sich vorbestellen oder bewerten. „Selbstverständlich prüfen wir nach der Rückgabe, ob die Dinge noch funktionsfähig sind“, betont Jacqueline Wolff. Doch so richtig kaputt war noch nie etwas. Lediglich kleinere Verschleißteile müssen die beiden Damen ab und zu ersetzen – etwa die Nadel der Nähmaschine. „Oft unterstützen uns unsere Kundinnen und Kunden und ersetzen zum Beispiel Batterien auf eigene Kosten“, freut sie sich.
Zum Ausleihen reicht der normale Bibliotheksausweis, weitere Gebühren fallen nicht an. Zwei Wochen lang dürfen Erwachsene die Geräte mit nach Hause nehmen, eine Verlängerung ist nicht möglich. Bei bestimmten Sachen, etwa den Spielkonsolen, gibt es meist eine Wartefrist. „Die Konsolen kommen schon mal ein paar Tage später zurück“, erzählt Isabell Heinze.
Renner oder Fehlkauf.
Mit Abstand die Renner: alles aus dem Bereich Unterhaltungselektronik – vom Beamer über die Virtual-Reality-Brille bis zu den Spielkonsolen. Geräte also, die in einem Preissegment liegen, das sich nicht jeder leisten kann. „Oft kommen auch Großeltern zu uns, die in den Ferien oder übers Wochenende ihre Enkel zu Besuch haben und dafür die Switch ausleihen“, weiß Jacqueline Wolff zu berichten. „Gerade überlegen wir tatsächlich, ein zweites Gerät anzuschaffen“, verrät sie. Sehr beliebt sind – zumindest im Sommer – auch teamfördernde Spiele für draußen: vom Wikingerschach bis zum Ringwurfspiel. Doch es sind auch Fehlkäufe zu verzeichnen: „Die Slackline geht gar nicht, und auch für das Einrad interessiert sich niemand – während das Pedalo gut läuft“, wundert sich Jacqueline Wolff.
Die meisten Leihartikel kauft das Team zwar neu, die beiden Damen nehmen aber auch gut erhaltene Spenden an – nach Rücksprache, versteht sich. „Die Geräte müssen natürlich in gutem Zustand sein – und ins Konzept passen“, erklärt Isabell Heinze. Auf diese Weise konnten sie ihrer Sammlung bereits eine schöne Gitarre und einen elektrischen Fensterreiniger hinzufügen.
Haushaltsgeräte ausgeschlossen.
Bestimmte Dinge nehmen die beiden engagierten Bibliothekarinnen gar nicht erst in die Mediathek auf. Die meisten Haushaltsgeräte zum Beispiel – aus hygienischen Gründen. „Der Reinigungsaufwand wäre einfach zu groß“, begründet Jacqueline Wolff die Regelung. Auch bei Werkzeugen konzentriert sich das Team auf einige wenige Stücke: Akkuschrauber, Holzfeuchtemessgerät und Lötkolben zum Beispiel. „Wir wollen keine Konkurrenz zu Anbietern wie Baumärkten sein“, erklärt Isabell Heinze. Denn die haben naturgemäß eine viel größere Auswahl – und natürlich auch mehr Know-how auf diesem Gebiet. Ein Bereich, den das Team noch ausweiten will: alles rund um den Garten. „Gerade haben wir einen Zwiebelpflanzer gekauft“, freut sich Jacqueline Wolff.
„Spezialistinnen der Mehrfachnutzung“
Von Jung bis Alt – in der Mediathek werden alle fündig. „Bisher haben wir noch keine negativen Rückmeldungen erhalten“, freut sich Jacqueline Wolff. Im Gegenteil: Die Leute sind nicht nur zufrieden mit dem Angebot, sie binden es aktiv in ihren Alltag ein. Wie der Mann, der das Laminiergerät gleich vor Ort nutzt. Oder die Frau, die sich mit ihrem Kind einen gemütlichen Nachmittag machen will und dafür noch schnell einige Spiele ausleiht.
Eines ist den beiden „Spezialistinnen der Mehrfachnutzung“, wie sich die beiden Frauen scherzhaft nennen, noch wichtig: „Wir wollen unser Konzept bekannter machen und mehr Menschen anziehen – auch von außerhalb Ingelheims“, wünscht sich Isabell Heinze. „Vielleicht haben die Leute ja auch eigene Ideen, was wir noch in unsere Mediathek aufnehmen könnten“, überlegt Jacqueline Wolff und ruft zur Mithilfe auf. „Lasst es uns wissen – wir setzen das nach Möglichkeit gerne um!“
Reinschauen, stöbern, zum Ausleihen vormerken.
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„Vielleicht haben die Leute ja auch eigene Ideen, was wir noch in unsere Mediathek aufnehmen könnten.“
Mediatheksmitarbeiterin Jacqueline Wolff
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